Einleitung eines Schlichtungsverfahrens – oder Assistenzhunde Willkommen? 2


Puh. Heute weiß ich nicht so wirklich wie ich anfangen soll. Ich bin übermüdet und einfach fertig.
Ich halte mit Müh und Not meine Fassade aufrecht. Eigentlich würde ich mich am liebsten unter der Decke vergraben, heulen und für ein paar Tage nicht mehr raus gehen.

Die ersten Tage im neuen Jahr hatten es so richtig in sich. Der Ausschlag und der damit verbundene Juckreiz nervten mich und zusätzlich hatte ich wieder eine unfreundliche Begegnung in einem Lebensmittelgeschäft, was jedesmal eine mieserable Nacht mit Flashbacks und körperlichen Symptomen nach sich zieht.

Das Thema Zutrittsrechte lässt mich derzeit einfach nicht los. Denn immer wieder bzw sehr häufig treffe ausgerechnet ich auf unfreundlich und unhöfliche Mitarbeiter, die keine Ahnung von Assistenzhunde haben (oder das wenigstens vorgeben) und zudem offensichtlich nicht in der Lage sind zu lesen. Anders kann ich es mir nämlich nicht mehr erklären, dass sie zwar „den Hund“ (süßer schwarzer Labbi), aber nicht die knallgelbe!! Kenndecke, die dieser trägt, geschweige denn die Aufschrift „Assistenzhund“ sehen. Und schon wird mir eine unfreundliches „Hunde sind hier nicht erlaubt!“ entgegengeschmettert. Die Gegenfrage: „Können Sie lesen?“ Scheint hier durchaus angebracht zu sein.

Wie bereits in vorherigen Blogeinträgen (Lieber Verkaufmitarbeiter oder AssistenzHUND im Lebensmittelladen) berichtet haben ist es nicht immer einfach und ich habe von meiner Seite her alles getan um auf die neuen Gesetze aufmerksam zu machen. Jede Zentrale habe ich angeschrieben und informiert und auch von allen das okay bekommen, dass Assistenzhunde eine Ausnahme von dem Hundeverbot darstellen.

Kommen wir also zu dem konkreten Fall:

Ich hatte mit zwei Freunden ausgemacht und wir wollten einen Zopf backen. Nachdem ich aber nicht alles nötige dafür zuhause hatte musste wir nochmal los einkaufen. Also tief durchatmen, Ylvi die Kenndecke anziehen und los starten. Den Mpreis am Marktplatz meide ich seit dem letzten Vorfall (siehe Lieber Verkaufmitarbeiter) und die anderen Geschäfte in der Nähe hatte nicht alles was wir benötigten. Also blieb noch der Mpreis im Kaufhaus Tirol.

Nach meinen 2 Beschwerden an die Zentrale und deren Nachweis, dass die Info an alle Filialleiter weitergeleitet wurde, ging ich davon aus, dass die Mitarbeiter endlich alle Bescheid wissen. Tja, falsch gedacht!

Wir gingen an einigen Mitarbeitern vorbei und keiner sagte etwas. Ich wollte schon aufatmen, als ich an der Kasse von einem Mitarbeiter an der Nebenkasse ganz entsetzt gefragt wurde, ob ich mit dem Hund soeben im Geschäft gewesen sei? (Unnötige Frage, sieht er doch an den Lebensmitteln, die ich auf das Band gelegt hatte.) Nun gut. Ich so: „Ja, klar.“ Und schon kam das typische „Aber Hunde sind hier nicht erlaubt!!“ ARGH! Mein Gehirn setzte kurzfristig aus, denn alles in mir schrie „nicht schon wieder“ und „lauf weg“!

Doch Paul war schon eingesprungen und fragte ihn, ob er denn lesen könne und zeigte auf Ylvis Kenndecke. Der Mitarbeiter schaute etwas doof drein. Die Verkäuferin an unserer Kasse schaltete sich ein und meinte, dass er das halt noch nicht gewusst hätte.

In dem Moment setzte mein Hirn wieder ein und zugleich mit meinen Begleitern verlangte ich nach der Fililleiterin. Da nützte auch die Ausflüchte und Entschuldigungen nichts mehr. Ich konnte es einfach nicht fassen. Da machte ich mir so viel Mühe, die Zentrale und einzelne Filialen aufzuklären und dennoch gab es Mitarbeiter, die angeblich davon nichts wussten.

Für mich ist es jedesmal ein totaler Horror wenn ich angesprochen werde und zum Schluss am Besten noch diskutieren muss bzw mich rechtfertigen warum ich mit einen AssistenzHUND denn in einen Lebensmittelladen gehe. Denn von dem Gesetz, dass aus hygienischen Gründen Hunde in den Verkaufsräumen von Lebensmittelgeschäften verboten sind wussten bisher alle. Warum dann nicht von der gesetzlichen Ausnahme für Assistenzhunde???

Als die Filialleiterin endlich vor uns stand kam es noch schlimmer. Paul versuchte ihr zu erklären um was es geht, wie die gesetzliche Lage sei und dass es für das Unternehmen ganz schön teuer werden kann wenn ich eine Anzeige mache. Denn seit 2016 sind die Übergangsfristen abgelaufen und alle Läden müssen nun Behinderten zugänglich sein. Doch die Frau interessierte das so gar nicht und zeigte es uns auch überdeutlich mit ihrem Verhalten. Sie sah Paul nicht einmal an als er mit ihr redete, sondern zerlegten einen Karton und hob Müll vom Boden auf. Ich war nur noch entsetzt. So was von unfreundlich und unhöflich. Doch das scheint Gang und Gebe zu sein bei den Mitarbeitern vom Mpreis.

IMG_20160105_184031Auch mein Begleiter waren entsetzt über das Verhalten der Mitarbeiter und ermutigten mich doch Anträge für Schlichtungsverfahren auszufüllen und eine neuerliche Beschwerde an die Zentrale zu schreiben.

Bei meiner letzten Beschwerde, wurde von denen zwar in der entsprechenden Filiale nachgefragt was gewesen sei. Doch es kam keine Enschuldigung. Ganz im Gegenteil. Die Filialleiterin hatte die Frechheit zu behaupten es sei nur um die Anbringung des Aufklebers „Assistenzhunde Willkommen“ gegangen und sie wäre ja freundlich gewesen. Dabei hatte ich den nur ihr gegeben um sie darüber aufzuklären, dass Assistenzhunde eben eine Ausnahme darstellen. (Von der sie ja angeblich nichts wusste.) Und von freundlich war die Dame weit entfernt.

Also schrieb ich eine neuerliche Beschwerde an die Zentrale. Ich informierte sie über den Vorfall und dass ich nun weiter Schritte eingeleitet habe. Sprich das Sozialministerium eingeschalten und den Behindertenanwalt hinzugezogen hab.

In Österreich ist es so, dass man als Betroffener selber dafür zuständig ist eine Diskriminierung aufgrund einer Behinderung anzuzeigen. Laut Gesetz ist man dann dazu verpflichtet zuerst an einem Schlichtungsverfahren teilzunehmen, so dass alle die Chance haben die Dinge außerhalb der Gerichte zu klären.

Je nachdem wie sie als Zentrale nun auf meine Beschwerde reagieren, werde ich auch noch die Medien einschalten und die Geschichte öffentlich machen. Denn auch ich als „Behinderte“ habe Rechte und möchte doch nur in Ruhe einkaufen gehen können, so wie gesunde Menschen halt auch.

Die Nacht war wieder heftig gewesen. Ich merke, dass mich solche Dinge doch sehr viel Kraft kosten und vor allem auch schlecht schlafen lassen. Ich war häufig wach und wen ich schlief hatte ich heftige Alpträume. Es ist so unnötig. Alles „nur“ wegen einem Verkaufsmitarbeiter, der mich unfreundlich anredet.

Heute kam dann die Antwort von der Zentrale des Mpreis – und die möchte ich euch nicht vorenthalten:

"Sehr geehrte Frau Zösmayr,

vielen Dank für Ihren erneuten Hinweis und Kontaktaufnahme.
Dies gibt uns die Chance die Angelegenheit zu klären.
Selbstverständlich haben wir, aufgrund Ihrer Schilderung, mit unserer Marktleitung in  IBK - Maria Theresien 
Straße 31 (KHT) bereits Rücksprache gehalten.
Unser Lehrling, Herr W., wollte Sie mit seiner Nachfrage bzgl. Ihres Hundes auf keinen Fall diskriminieren. 
Für die erfolgte Enttäuschung entschuldigen wir uns!
Da in Lebensmittelmärkten generell keine Hunde erlaubt sind und unsere Mitarbeiter oftmals mit uneinsichtigen 
Hundeliebhabern (keine Assistenzhunde) konfrontiert sind, sind unsere Mitarbeiter dahingehend sensibilisiert.
Wir bitten um Verständnis, dass neue MitarbeiterInnen oder Lehrlinge in unseren Märkten nicht vom ersten Tag 
an lückenlos über alle Vorschriften oder gesetzlichen Bestimmungen Bescheid wissen oder sofort informiert 
werden können.
Da Sie sich in Begleitung von noch 2 weiteren Personen befanden wurden Sie auf Ihren Hund angesprochen. Meist 
sind Personen mit Begleit- oder Assistenzhunden alleine unterwegs und deshalb auch auf die Hilfe und Mitnahme 
eines Begleit- Blinden- und/oder Assistenzhundes angewiesen.
Nach Rückfrage beim Sozialministerium sind Begleit- oder Assistenzhunde mit einer, wie von Ihnen beschriebenen 
Kenndecke oder Plakette gut ersichtlich gekennzeichnet. Weiters wurde mir mitgeteilt, dass der Halter einen 
Pass bei sich tragen muss in welchem der Hund als Begleit- und/oder Assistenzhund eingetragen ist, um für 
Transparenz zu sorgen.
Ein vorweisen eines/des Ausweises und eine kurze Information an unsere (Kassen)Mitarbeiter, vor Mitnahme Ihres 
Hundes in unsere Verkaufsräume, würde mit Sicherheit einiges vereinfachen und wahrscheinlich manches 
Missverständnis im Vorfeld bereits vermeiden.
Wir bitten Sie höflich um Bekanntgabe Ihrer Telefonnummer oder um einen Rückruf, damit wir weitere Details 
persönlich besprechen und abklären können.
Liebe Frau Zösmayr, vielen Dank im Voraus für Ihre Rückmeldung und Ihr Verständnis.
Ich wünsche Ihnen ein gesundes und glückliches 2016 und verbleibe zwischenzeitlich mit herzlichen Grüßen 
Frau G.

MPREIS Warenvertriebs GmbH
Landesstraße 16,  6176 Völs
Kundenservice
Tel: +43 (0) 50 321-4998
Fax: +43 (0) 512 3131-4998
Email: info@mpreis.at
Web: http://www.mpreis.at"

Ohne noch was dazu zu sagen – mir würde noch einiges einfallen – hier meine Antwort:

"Sehr geehrte Frau G.,
 
 Nein, ich habe kein Verständnis mehr. Ich möchte einfach ganz normal einkaufen gehen können, so wie jeder gesunde Mensch auch. Dass ich aufgrund meiner Erkrankung auf einen Assistenzhund angewiesen bin sollte dabei keinen Unterschied machen.
 
 Doch genau hier beginnt die Diskriminierung durch Ihre Mitarbeiter.
 
 Ich trau mich ja ohne Begleitung schon gar nicht mehr einkaufen, weil ich jedesmal unfreundlich angeredet werde. Wenn ich die Mitarbeiter höflich auf die Gesetze aufmerksam mache, dann werde ich unfreundlich und unhöflich behandelt. Frau G. Y. hat Ihnen gegenüber sogar gelogen, dass es nur um das Anbringen eines Aufklebers gegangen sei - doch so war das ganz und gar nicht! Und sollten Sie mir da nicht glauben, dann dürfen sie gerne die Aufzeichnungen der Kameras in den Geschäften anschauen. Da sollte das ja festgehalten worden sein.
 
 Meine Begleitung war sicher nicht der Grund warum ich angeredet wurde. Das ist einfach eine Ausrede und von denen hab ich genug! Zudem gibt es nicht nur Blindenführhunde. Assistenzhunde umfassen auch Signal- und Servicehunde. Auch ist nicht immer eine Behinderung offensichtlich. Zum Beispiel bei Diabetiker, die auf einen Assistenzhund angewiesen sind, oder Menschen mit schweren Formen der Epilepsie. Diese Aufgabe kann dann auch nicht durch Menschen ersetzt werden. Oder kennen Sie einen Menschen, der eine Hypoglycämie ohne Messgerät vorhersagen kann?! 
 
 Wie ich bereits mehrmals geschrieben habe war Ylvi mit der offiziellen Kenndecke gekennzeichnet. Sie ist leuchtend gelb und trägt das offizielle Logo mit dem Schriftzug "Assistenzhund". Sie sollten allerdings auch wissen, dass diese Kennzeichnung nicht verpflichtend ist und auch die Kenndecken von der Ausbildungsstätte verwendet werden dürfen.
 
 Nach meinem Behindertenpass dürfen mich die Mitarbeiter gerne fragen. Dann aber bitte auch höflich und freundlich!! Denn auch ich bin ein Kunde und sollte nicht wie eine Aussätzige behandelt werden nur weil ich mich in Begleitung eines Hundes befinde.
 
 Eine Anmeldung an der Kasse ist auch eine Form der Diskriminierung und kommt somit nicht in Frage. Zudem hatte ich so was auch schon versucht und das ändert nichts daran ob ich dann nicht noch von anderen Mitarbeitern angesprochen werde.
 
 Noch einmal: Ich will ganz normal einkaufen gehen können, so wie jeder gesunde Mensch auch! Oder müssen diese sich ebenfalls bei der Kasse anmelden?
 
 Die Angelegenheit wird dann für alle vereinfacht wenn ALLE ihre Mitarbeiter informiert werden! Und zwar im Zuge dessen, dass Hunde nicht erlaubt sind auch gleich, dass Assistenzhunde sehr wohl erlaubt sind, diese durch Kenndecke oder Halstuch gekennzeichnet sind und man höflich nach einem Behindertenpass fragen darf, falls man sich unsicher ist.
 
 Das sind nur zwei Sätze und dann ist das Thema erledigt.
 
 Weitere Details werden in einem persönlichen Gespräch im Rahmen des Schlichtungsverfahrens im Beisein vom Behindertenanwalt und einem Stellvertreter des Sozialministeriumsservice besprochen.
 
 mfg. Klara Zösmayr"

Seit ich mich mit dem Thema Zutrittsrechte beschäftige, die Lebensmittelläden angeschrieben habe um auf die neuen Gesetze aufmerksam zu  machen und eben selber mit Ylvi einkaufen war, habe ich das Gefühl, dass es die Leute so gar nicht interessiert. Die wollen von Ausnahmen nichts wissen. Haben etliche Ausreden parat warum sie mich angesprochen haben. Mir gegenüber wird sehr gerne behauptet davon nichts zu wissen. Nur doof, dass ich in diesem Fall von der Zentrale den Nachweis hatte, dass die Filialleiter informiert sind. Was bedeutet, dass mir diese spezielle Filialleiterin eiskalt ins Gesicht gelogen hat!

Es macht mich einfach nur noch wütend. Einerseits weil ich teilweise echt wie Abschaum behandelt werde – und Paul und Claudia können das bestätigen, denn sie waren bereits mehrmals dabei – und andererseits weil sie nicht davor zurückschrecken mich und/ oder die Zentrale anzulügen nur um keine Fehler eingestehen zu müssen.

Was ist aus dem „Entschuldigung, das hab ich jetzt übersehen. Das tut mir leid.“ geworden? Oder genau hinschauen, kurz nachdenken und dann erst was sagen – oder eben nicht…

Wenn jemand freundlich nach meinem Behindertenpass fragt, dann hab ich kein Problem damit. Es gab ja auch mal zwei Mitarbeiter in einem Merkur, die waren echt freundlich und man hat ihr Interesse an der Thematik gemerkt. Da hab ich natürlich gern aufgeklärt und von Ylvi erzählt, was sie so kann und warum ich sie benötige. Doch dieses von oben herab behandelt werden, das kann ich nicht ausstehen und das werde ich auch nicht mehr entschuldigen.

„Wie man in den Wald hineinruft …….“

 

 

 

 

 

 

 

 


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2 Gedanken zu “Einleitung eines Schlichtungsverfahrens – oder Assistenzhunde Willkommen?

  • Silvia

    Da möchte ich Wolfgang Bosch recht geben. Ich habe das selbst durch die Nachbarsache erfahren. Gegen ein gut ausgeklügeltes Lügengerüst ist kaum beizukommen.

    Es tut mir leid, dass du da solche Erfahrungen nun machen musst. Vielleicht bewirkt es doch was, wenn man damit an die Öffentlichkeit geht und wenn es nur eine kleine Chance ist, die der Aufklärung dient.