Ist ein Hund bzw Assistenzhund etwas für mich?


Das Geschäft mit den Assistenzhunde boomt. Ja, ich sage bewusst „das Geschäft“.
Es gibt immer mehr Assistenzhunde für immer mehr Erkrankungen und zugleich entdecken immer mehr Hundetrainer, dass man damit viel Geld machen kann. Egal ob mit Fremdausbilung oder unter angeleiteter Selbstausbildung, einen Assistenzhund bei der Ausbildung zu begleiten bedeutet viele Trainingsstunden und treue Kunden, denn die Ausbildung geht doch über mindestens 1 Jahr, teilweise sogar länger. Ein Hundetrainer ist also schnell bereit einen Assistenzhund auszubilden, doch ob er das auch kann ist ein anderes Thema.

Heute möchte ich einen Blick darauf werfen welche Gedanken man sich machen sollte BEVOR man sich für einen Assistenzhund entscheidet.

2S9A0792Viele vergessen, dass eine Assistenzhund mehr als nur ein medizinisches Hilfsmittel ist, es ist ein LEBEWESEN! Ein Lebewesen, das man nicht mal eben in die Ecke stellen kann wie eine Krücke, die man gerade mal nicht benötigt.

Bevor man also aufspringt und sagt: „Ja, ich will einen Assistenzhund!“, sollte man auch darauf schauen, ob man wirklich dafür geeignet ist einen Hund zu halten. Bringt man die Zeit mit und ist man bereit selber weitere Arbeit zu investieren? Kann man einen Assistenzhund auch entsprechend gut versorgen?

 

Selbstausbildung oder Fremdausbildung

Ganz grundsätzlich hat man 2 Möglichkeiten seinen zukünftigen Assistenzhund auszubilden, entweder über Fremdausbildung oder Selbstausbildung. Die Fremdausbildung ist die gängigste Form der Ausbildung bei den Blindenführhunden. Dort wird der Welpe oder Junghund gekauft und von der Hundeschulde/dem Ausbildungszentrum meistens in Zusammenarbeit mit Patenfamilien ausgebildet. Wenn er fertig ist gibt es eine Zusammenschulung mit dem zukünftigen Assistenznehmer. In der Selbstausbildung macht man den größten Teil der Arbeit/Ausbildung alleine. Da hier ein gutes und umfassend Wissen über Hunde Voraussetzung ist, holen sich viele (so wie ich auch) noch zusätzliche Hilfe durch einen Hundetrainer.

 

Sehr wenige schaffen es ganz ohne Hilfe eines Trainers den Hund alleine auszubilden. Doch welcher Trainer ist der Richtige? Und wo findet man ihn? Es gibt in Österreich sehr viele Hundetrainer, doch einige arbeiten noch nach den veraltetend Methoden und mit aversiven Mitteln – die sind eindeutig nicht geeignet. Dann kommt noch hinzu dass weder der Begrifff „Hundetrainer“, noch der Begriff „Assistenzhundetrainer“ ein geschützter Beruf ist. Es darf sich also jeder einfach so Hundetrainer nennen.

Mehr dazu findest du hier.

 

lebenslanges Training

Sollte man sich für die Fremdausbildung entscheiden, dann bedeutet das NICHT dass man eine fertigen Hund bekommt und danach selber gar nichts mehr machen muss. Denn auch bei der Fremdausblindung muss man sich erst einmal an seinen Partner gewöhnen und mit ihm gemeinsam die bereits bekannten Dinge durchgehen. Eigentlich ist ein Assistenzhund nie wirklich fertig, man muss ständig mit ihm üben und auch bereits bekannte Dinge wiederholen. Ein Assistenzhund bedeutet in jedem Fall Arbeit und Zeit, die man investieren muss. Hierzu gehören auch die täglichen Spaziergängen und dass man dem Hund zwischen seiner Arbeit bewusst Pausen gönnt in denen er sich erholen kann.

 

Welpe oder Junghung? Züchter oder Tierheim?

Nachdem man einen entsprechenden Trainer oder eine Ausbildungsstätte gefunden hat muss man noch abklären, ob man einen Welpen oder Junghund will. Soll er vom Züchter sein oder nimmt man einen aus dem Tierschutz? Alles hat seine Vor- und Nachteile und man darf nicht vergessen dass nicht jeder Hund vom Charkter und der Gesundheit her als Assistenzhund geeignet ist. Bei Hunden aus dem Tierschutz sind nur 1-2 von 1000 Hunden überhaupt für die Ausbildung geeignet. Hat der Trainer genug Erfahrung um einen passenden Hund zu finden?

IMG_20140720_105714Bei einem Welpen muss man immer daran denken, dass dieser auch viel Arbeit bedeutet. Gerade zu Beginn ist eine gute Sozialisierung das Wichtigste! Bringt man dafür genug Erfahrung mit? Hat man zb mit PTBS auch die Kraft an belebte Orte zu gehen? Für den Hund ist es sehr wichtig, dass er auch ein Einkaufszentrum, einen Bahnhof und die belebten Straßen einer Einkaufsmeile kennenlernt. Für mich selber hat es sehr viel Überwindung gekostet dort hin zu gehen. Doch für meine Ylvi und in Hinblick darauf, dass sie mir dafür später in genau solchen Situationen helfen kann, hab ich es geschafft. Leicht war es nicht und das sollte jedem mit einer derartigen Erkrankung klar sein. Man muss sich dann wirlich überwinden und in Situationen gehen die einem selber Angst machen. Mir hat es geholfen, dass ich mich dabei voll auf Ylvi konzentriert hab und wusste, dass ich selber ruhig bleiben muss um meine Angst nicht auf sie zu übertragen.

Inzwischen weiß ich, dass ich das eine oder andere noch besser machen hätte können. Oft hätte ich mir mehr Hilfe gewünscht oder jemanden der mir den eine oder anderen Teil der Sozialisierung abnimmt.

 

Gesundheitliche Eignung

IMG_20140708_085149Eine ganz wichtige Frage ist zudem was mit dem Hund passiert wenn er zb gesundheitlich nicht geeignet ist. Kann man ihn dann selber behalten oder muss man ihn weitervermitteln? Hier ist eine gute Ausbildungsstätte von Vorteil, da diese häufig mit Patenfamilien zusammenarbeit und die Hunde, welche nicht geeignet sind in gute Hände vermitteln können.

Wenn man den Hund allerdings selber kauft dann geht man hier ein großes Risiko ein. Die gesundheitliche Überprüfung (laut den Vorgaben für die Assistenzhundeprüfung der Vetmed Uni) kostet ca 1.000€ und kann man erst ab 1 Jahr machen. Zudem würde man auch auf den Kosten für die bisherige Ausbildung sitzen bleiben.

 

finanzielle Situation

Ein Hund, egal ob Assistenzhund oder nicht, kostet einfach auch Geld. Angefangen bei der Hundesteuer – von der man in einigen Städten erst nach der bestandenen Assistenzhundeprüfung befreit ist, über Futter, Ausrüstung für Training, Spielsachen, Versicherungen (jeder Hund muss in Österreich laut Gesetz haftpflichtversichert sein!) bis hin zu Tierarztkosten. Manche Dinge sind einmalige Anschaffungen, während andere laufende Kosten darstellen. Ich kann euch aus eigener Erfahrung sagen, dass besonders der Teil mit Futter bzw den vielen Leckerlis für das Training ins Geld gehen. Man muss sich einen Assistenzhund auch leisten können!

Gerade für den Tierarzt sollte man immer ein paar Hundert Euro auf der Seite haben. Denn schnell ist etwas passiert und der Hund braucht vielleicht sogar eine Operation. Das kann damit anfangen, dass er sich mal ein Auge enzündet oder einen Husten bekommt, sich etwas eingetreten hat, oder durch Glasscherben die Ballen aufgeschnitten hat, bis hin zu wirklich üblen Dinge wie einer Magendrehung oder einer eitrigen Gebärmutterenzündung (bei Hündinnen). Es kann einfach viel passieren weshalb man akut zum Tierarzt muss und die Rechnung kann schnell hoch werden. Dafür sollte man vorbereitet sein.

 

selber krank und dann?

DSC_1212Das führt mir gleich zum nächsten Punkt. Was macht man wenn man selber einmal krank ist? Also zb mit einer Grippe das Bett hüten muss. Hat man einen Partner oder Eltern, die einem dann auf den Hund schauen? Oder braucht man einen Dogsitter? Und wie findet man einen guten Dogsitter, mal abgesehen davon, dass es auch wieder Geld kostet. Wenn es darum geht, dass jemand ein paar mal mit dem Hund spazieren geht, dann kann man ja noch Freunde fragen. Doch was ist wenn ein längerer Krankenhausaufenthalt ansteht und der Hund aus irgendeinem Grund nicht mit kann oder darf? Wer nimmt den Hund inzwischen?

 

Wie ihr seht gibt es so viele Fragen und viele Dinge, die man vorab bedenken sollte. Geht die Fragen in Ruhe durch und seid euch gegenüber ehrlich.

Vergesst nicht, dass auch ein Assistenzhund keine Maschine ist und nie zu 100%  perfekt sein wird.

 

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