Was gibt es im Vorfeld zur Assistenzhundanschaffung zu bedenken


Bevor ich auf die vielen Fragen rund um den Assistenzhund eingehe, eines vorweg: In Österreich gelten Assistenzhunde offiziell als medizinisches Hilfsmittel – ähnlich wie ein Cochleaimplantat – und können – nach Ablegen der staatlichen Prüfung – sogar in den Behindertenpass eingetragen werden. Aber im Gegensatz zum Implantat besteht ein grundlegender Unterschied: Ein Hund ist ein fühlendes Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen. Ihn kann ich im Gegensatz zb zb zur Gehhilfe nicht mal eben in die Ecken stellen wenn ich ihn nicht brauche.

Was bedeutet das im Alltag?

Ein Assistenzhund ist nicht bloß ein Werkzeug, das man einschaltet, wenn man es braucht. Er hat Grundbedürfnisse: Fressen, Trinken, Schlafen, Bewegung, geistige und körperliche Auslastung sowie Momente der Ruhe. Dazu kommen Sicherheitsbedürfnisse wie Schutz, Angstfreiheit, ein ungestörter Ruheplatz und feste Routinen. Nicht zu vergessen die sozialen Aspekte: Familienanschluss, Körperkontakt (sofern der Hund das möchte), freundlicher Kontakt zu Mensch und Hund – und natürlich Wertschätzung und faireres Training.

Kann und will ich diesen Bedürfnissen gerecht werden?

Nur wer diese Grundvoraussetzungen erfüllen kann, sollte überhaupt über einen Assistenzhund nachdenken. Es reicht nicht, nur von außen betrachtet die Vorteile zu sehen. Selbst wenn der Hund fremdausgebildet ist, brauchen seine Assistenzleistungen stetige Wiederholung und Übung. Laufendes Training ist Pflicht, damit er die Hilfestellungen auch zuverlässig macht.

Das liebe Geld – warum ein Assistenzhund mehr kostet, als man auf den ersten Blick denkt

Wenn man an einen Assistenzhund denkt, denkt man oft zuerst an die Anschaffung oder Ausbildungskosten. Doch die laufenden Ausgaben sind mindestens genauso wichtig – und können schnell unterschätzt werden.

Zunächst einmal braucht ein Assistenzhund eine hochwertige und ausgewogene Ernährung. Schließlich leistet er tagtäglich harte Arbeit und hat daher spezielle Ansprüche an das Futter. Ein günstiges Discounterfutter reicht da meist nicht aus. Zusätzlich kommen zahlreiche Leckerlis als Motivation und Belohnung dazu, die im Trainingsalltag eine große Rolle spielen.

Neben der Ernährung müssen auch diverse Versicherungen abgeschlossen werden. Eine Haftpflichtversicherung ist in Österreich Pflicht und schützt dich vor möglichen Schadensfällen, die dein Hund verursachen könnte. Manche Assistenzhundehalter entscheiden sich zudem für eine Krankenversicherung für den Hund, um unerwartete Tierarztkosten besser abfedern zu können.

Die Tierarztrechnungen – hier lauert oft die größte finanzielle Überraschung. Regelmäßige Impfungen, Entwurmungen, der Schutz gegen Zecken und andere Parasiten gehören zum Pflichtprogramm. Aber auch Situationen wie ein Magen-Darm-Infekt, eine allergische Reaktion oder Verletzungen können schnell hohe Kosten verursachen. Ein scheinbar kleiner Zwischenfall wie Durchfall kann ernste Konsequenzen haben, denn ein erkrankter Hund darf nicht in medizinische Einrichtungen oder Lebensmittelgeschäfte mitgenommen werden – das bedeutet neben Tierarztbesuch oft auch eingeschränkte Nutzungsmöglichkeiten deines Assistenzhundes.

Als Beispiel möchte ich hier „Grannen“ anführen – das sind spitze Pflanzenteile, die sich ins Fell oder empfindliche Körperstellen wie die Ohren bohren können. Solche Fremdkörper lösen oft starke Schmerzen aus und müssen dann operativ entfernt werden. Solch eine Behandlung kann schnell mehrere hundert bis über tausend Euro kosten. Mit zunehmendem Alter steigen diese Kosten zudem, da Krankheiten und altersbedingte Beschwerden häufiger werden.

Dazu kommen dann noch Ausgaben für Zubehör wie Halsbänder, Leinen, Geschirre, spezielle Decken oder Transportboxen, die regelmäßig erneuert werden müssen. Auch Fortbildungen, Trainingsstunden oder Seminare zur Unterstützung bei der Arbeit mit dem Assistenzhund können ins Budget eingeplant werden. In Österreich haben Assistenzhundeführer eine laufende Fortbildungsverpflichtung, damit der Assistenzhund weiterhin anerkannt bleibt und der Teamausweis erneuert wird. Die Vorgabe ist eine Fortbildungsveranstaltung in 3 Jahren. (Stand 2025)

Kurz gesagt: Neben der oft hohen Anfangsinvestition ist die finanzielle Belastung durch einen Assistenzhund dauerhaft und nicht zu unterschätzen. Wer sich einen Assistenzhund anschaffen möchte, sollte sich frühzeitig einen realistischen Überblick über alle Kosten verschaffen und diese sorgfältig in seine Planung einbeziehen.

 

Was, wenn es mir selbst schlecht geht?

Es klingt banal, ist aber entscheidend: Kann ich auch an schlechten Tagen für meinen Hund sorgen? Kann ich – trotz Müdigkeit, Erschöpfung oder Energielosigkeit – morgens aufstehen, damit mein Hund raus kann? Dreimal täglich Gassi gehen ist Pflicht – auch bei Wind und Wetter, auch wenn die eigene Kraft begrenzt ist.

Ebenso wichtig ist ein Notfallplan: Wer kümmert sich um meinen Hund, wenn ich es nicht kann? Gibt es Freund:innen oder Familie, die kurzfristig und verlässlich einspringen können? Falls nicht, habe ich rechtzeitig eine Hundepension oder professionelle Betreuung organisiert?

Assistenzhund: Immer im Einsatz?

Viele denken, ein Assistenzhund arbeitet rund um die Uhr. Tatsächlich ist er eher auf 24h-Bereitschaft – das geht nur, wenn er auch ausreichend Erholung bekommt. Hat der Hund nächtliche Aufgaben, z.B. das Anzeigen von Unterzuckerungen oder das Wecken bei Alpträumen, muss ich tagsüber für mindestens sechs Stunden tiefen, ungestörten Schlaf sorgen.

Pausen sind also essenziell! Nach besonders anstrengenden Tagen sollten ein bis zwei Ruhetage folgen – raus zum Versäubern, ansonsten Entspannung. Manche Hunde möchten auch aktiv abschalten: Für meine Hündin Ylvi reicht dann eine Runde Schwimmen oder Dummy apportieren.

Passt mein Tagesablauf überhaupt zu einem Hund?

Ein erwachsener Hund braucht etwa 18–20 Stunden Schlaf und Ruhe, Welpen und ältere Hunde sogar bis zu 22 Stunden. Kann ich meinen Tagesablauf darauf einstellen, dass mein Hund sein Ruhebedürfnis ausleben kann? Das bedeutet, dass ich entweder den Assistenzhund auch einmal zuhause lassen muss oder Termine und Treffen mit Freunden absagen wenn es sonst zu viel werden würde.

Fazit

Ein Assistenzhund ist eine wertvolle Unterstützung – aber nur, wenn man ihm auch gerecht werden kann. Er ist ein medizinisches Hilfsmittel mit Herz und eigenen Ansprüchen. Nur wer bereit ist, Zeit, Energie, Geld und Liebe zu investieren, wird an einem Assistenzhund dauerhaft Freude und Unterstützung finden.

 

 

 

 

 

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