Für alle Betroffenen: Achtung TRIGGER!
Dies ist ein Auszug aus meinem Tagebuch
Erinnerungen. Sie kommen und gehen. Überall. Wie aus dem Dunkeln. Warten dort, lauern mir auf. Und dann sind sie da. Bilder, Gefühle, Geräusche, Stimmen…. Ich stehe da wie versteinert, den Blick ins Leere gerichtet. Bin wieder in der Vergangenheit. Fühle die Arme, die sich von hinten um meinen Körper legen. Mich festhalten. Ich will nicht!!! Sag: „Nein! Lass mich! Ich will nicht!“ Schreie schon. (Warum hört er nicht auf mich?) „Nein! Lass mich!! PAPA! NEIN!“ Er lässt mich nicht. Wieder Dunkelheit…..
Neue Erinnerungen tauchen auf, wie Nebelfetzen. Verschwommen, undeutlich. Behaarte Arme, die mich festhalten. Sehe nicht, wer es ist. Wieder Dunkelheit. Sie lauern weiter in der Dunkelheit, wie Raubtiere, überfallen mich, wenn ich nicht aufpasse. Wenn ich unachtsam werde, fallen sie über mich her. Und am Ende bleibe ich blutig und zerfetzt liegen. Alles voller Blut.
Warum sieht das niemand? Keiner bemerkt das Blut, obwohl alles voll davon ist. Sie reden mit mir. Ganz normal. Schauen mich an. Sehen mir ins Gesicht. Erkennen nichts. (Wollen sie es nicht erkennen? Ist es leichter, WEG- als HIN-zuschauen?) Nicht die Schatten in meinen Augen – auf meiner Seele. „Die Augen sind die Tore zur Seele.“ – so wird es uns in der Krankenschwesterschule beigebracht. Sie schauen mir in die Augen, aber sehen tun sie gar nichts! Auch nicht das Blut, das an mir klebt – mein Blut. An den Resten von mir, welche die Raubtiere übrig gelassen haben.
Eigentlich bin ich schon tot, gestorben, vor langer Zeit. Nur mein Körper hat es noch nicht bemerkt. Ich stehe trotzdem jeden Tag in der Früh auf, gehe duschen, in die Schule, zur Arbeit. Ich funktioniere. Schon seit langem. Innen bin ich tot. Trotzdem lebt mein Körper noch. Warum? Warum habe ich nicht sterben können? Dann wäre jetzt alles vorbei. Ich hätte keine Schmerzen mehr. Weder körperliche noch seelische. Wobei die seelischen mehr, viel mehr weh tun! Aber ansehen tut es mir niemand. Mein Körper funktioniert noch – Ich lache sogar! Ab und zu (seit ich mich erinnern kann – sogar immer öfter) wünsche ich mir, ich wäre damals gestorben….