Umgang mit Assistenzhundeteams 10


Was mache ich wenn ich auf einen Assistenzhund treffe?

Eine Assistenzhund im Dienst erkennt man an dem staatlichen Logo, das auf einer Kenndecke, einem Halstuch, einer Leinenbanderole oder am Griff des Führgeschirres befestigt sein kann.

Auch Deutschland hat seit dem 1.7.2021 ein Gesetz, das die Assistenzhunde definiert und eine Prüfung vorschreibt, womit es auch dort eine einheitliche Kennzeichnung geben wird.

Kenndecke mit österreichischem Assistenzhundelogo

In Österreich gibt es seit dem neuen Gesetz ein einheitliches Logo, das man nach dem Bestehen der Prüfung bekommt. Allerdings ist es noch nicht sehr weit verbreitet, da es dieses einheitliche Logo erst seit der Gesetzesänderung im Jänner 2015 gibt. Gültig ist es in Verbindung mit einem Behindertenausweis mit Zusatzeintragung Assistenzhund und dem Assistenzhundehalterausweis.

In anderen Ländern gibt es zum Beispiel für Assistenzhunde keine einheitlichen Logos oder Kenndecken. Lasst euch also bitte dadurch nicht verwirren.

Zum Teil tragen Signalhunde spezielle SOS- Nachrichtenröhren oder kleine Taschen um den Hals oder an der Kenndecke.

Assistenzhunde können nur dann ihre Arbeit gut machen und ihrem Menschen helfen, wenn sie dabei nicht behindert oder gestört werden! Bitte denken Sie stets daran!

So können Sie aktiv helfen:

1. Nicht anstarren:

Niemand hat es gerne wenn er angestarrt wird – deshalb bitten wir Sie weder den Assistenzhund, noch seinen menschlichen Partner anzustarren. Jeder von Ihnen hat schon einmal einen Hund gesehen und es ist einfach extrem unangenehm angestarrt zu werden.

Gerade bei Menschen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung kann ein Anstarren auch eine Panikattacke auslösen. Deshalb bitten wir Sie Rücksicht zu nehmen.

2. Nicht ablenken:

Bitte lenken Sie den Assistenzhund nicht bei seiner Arbeit ab, denn diese benötigt viel Konzentration. Das gilt auch wenn der Hund entspannt irgendwo liegt und nach außen hin nicht ersichtlich ist, dass er gerade arbeitet. Bitte sprechen Sie den Hund nicht an und füttern Sie ihn nicht.

Wenn Sie auf einen Mensch-Hunde-Team treffen bitte nehmen Sie Ihren eigenen Hund an die Leine und umgehen das Gespann zügig. Die Assistenzhunde haben zwar gelernt andere Hunde zu ignorieren, aber bitte erschweren Sie dem Hunde nicht unnötig seine Arbeit.

3. Nicht locken:

Bitte locken Sie den Hund nicht von seinem Partner weg, er muss bei seinem Halter bleiben um seine Arbeit machen zu können. Das selbe gilt auch für Assistenzhunde, die irgendwo „abgelegt“ wurden oder irgendwo sitzen ohne dass deren Halter offensichtlich in der Nähe ist.

4. Nicht anfassen:

Bitte NICHT streicheln

Bitte fassen Sie den Assistenzhund nicht an und streicheln Sie ihn nicht. Ein unvermitteltes fremdes Anfassen und Führen können den Hund verunsichern. Bitte greifen Sie auch den Assistenznehmer nicht unvermittelt an. Dies kann bei Menschen mit Ptbs zu Flashbacks und Dissoziationen führen.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass der Assistenznehmer Hilfe benötigt können Sie diese gerne anbieten.

Menschen mit Blindenführhunden freuen sich, wenn Sie Ihnen zum Beispiel sagen wann die Ampel auf grün schaltet oder welcher Bus gerade in die Haltestelle einfährt.

Bitte bringen Sie auch ihren Kindern generell bei, dass sie niemals eine fremden Hund angreifen dürfen ohne vorher zu fragen.

5. Nicht erschrecken:

Bitte erschrecken Sie den Assistenzhund nicht. Zum Beispiel durch Knallerbsen, Feuerwerkskörper, Schüsse aus Zündplättchenpistolen oder ähnlichem. Sie gefährden sonst die Diensttauglichkeit des Hundes. Bitte geben Sie das auch an ihre Kinder weiter.

6. Ausweichen:

Bitte erleichtern Sie dem Assistenzhund seine Arbeit indem sie den Weg freigeben/ ausweichen. Andere Hunde wie oben bereits erwähnt bitte an die Leine nehmen.

 

„Assistenzhund Willkommen“ – Aufkleber der Wirtschaftskammer

 7. Kein Zutrittverbot:

Bitte denken Sie immer daran, dass Menschen mit Handicap (und das musst nicht immer offensichtlich sein!) auf ihre Assistenzhunde angewiesen sind und diese deshalb wenn irgendwie möglich bei sich haben sollen. Gestatten Sie bitte Menschen mit Assistenzhunde den Zutritt auch dort, wo Hunde ansonsten nicht zugelassen sind. Haben Sie Verständnis dafür, dass Sie an solchen Orten gelegentlich auf Assistenzhunde treffen werden. Achten Sie bitte, auch wenn Sie kein Hundefreund sind, die Leistung dieser Hunde und deren unschätzbaren Wert für ihre Halter. Es ist für sie wie der Rollstuhl für einen Rollstuhlfahrer oder die mobile Sauerstoffflasche für Menschen mit Atemproblemen.

In Österreich ist den Assistenzhunden der Zutritt zu Lebensmittelgeschäfte laut einem Bescheid vom „Bundesministerium für Frauen und Gesundheit“ zu gewähren. Eine Zutrittverweigerung kommt laut Gesetz einer Diskriminierung gleich und kann mit Geldstrafen geahndet werden.

Das Gesetz, dass Behinderte nicht diskriminiert werden gibt es eigentlich in allen Ländern, da es in den UN-Konventionen (internationales Recht) verankert ist.

8. Hunde tragen keine Schuhe:

Bitte werfen Sie daher nichts auf den Boden, was Hundepfoten verletzen können und entfernen Sie derartige Gegenstände möglichst rasch und vollständig. Oder möchten Sie barfuß über Scherben, Kronkorken, scharfe Verschlusssachen von Getränkedosen oder ähnlichem laufen?

9. Bitte fragen Sie nicht warum derjenige einen Assistenzhund braucht:

Nicht alle Erkrankungen oder Behinderungen sind offen erkennbar. Wenn Sie auf einen Menschen mit Assistenzhund treffen, der keine offensichtliche Behinderung hat, fragen Sie ihn bitte nicht warum er einen Assistenzhund benötigt. Wenn jemand einen Assistenzhund hat, dann hat dies einen guten Grund und niemand ist verpflichtet diesen auch öffentlich bekannt zu machen. Es ist sogar eine Diskriminierung denjenigen nach der Art seiner Behinderung zu fragen.

Als Nachweis für das Zutrittsrecht gilt der Behindertenpass und die Eintragung, dass der Mensch auf einen Assistenzhund angewiesen ist.

Wir Assistenzhundehalter und unsere Vierbeinigen Helfer danken euch für Euer Verständnis!!


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10 Gedanken zu “Umgang mit Assistenzhundeteams

    • KLARA Autor des Beitrags

      Lieber Harald,

      Du darfst es sehr gerne teilen! Es sollte sich ja gut verbreiten, damit immer mehr Leute es wissen und Rücksicht nehmen.

      mfg. Klara

    • Marion Dietrich

      Danke für den tollen Beitrag! Mein Hund Rica und ich bilden seit 14 Tagen ein staatlich geprüftes Assistenzhundeteam (Österreich).
      Wir haben deshalb erst sehr wenige Erfahrungen sammeln können, bin schon sehr gespannt, was da auf uns zukommt! Ich wünsche allen Assistenzhundeteams alles Liebe!

  • Petra Maier

    Meine Liebe,
    wir wohnen in Deutschland und meine Tochter (21) hat ihre Assistenzhündin Kayla. Mit genau den Problemen haben wir auch zu kämpfen.
    In vielen Geschäften darf die Assistenzhündin mit rein. Manche schauen blöd oder geben Kommentare ab.
    Wir versuchen das zu ignorieren.
    Liebe Grüße
    Petra Maier

  • Gabi

    zu Nr. 9 „Bitte fragen sie nicht, warum derjenige einen Assistenzhund braucht.“
    Das spricht mir aus der Seele. Wenn mein Assistenz-Hund gute Arbeit leistet, sieht man unserem Team nicht unbedingt eine Einschränkung an. Ich werde so oft danach gefragt und möchte es doch so ungern thematisieren. Erkrankungen/ Beeinträchtigungen sind eine sehr persönliche Angelegenheit, die man ungern mit jedem Passanten auf der Straße teilen möchte. Manchmal wundere ich mich, wie unsensibel Menschen sein können und wie verletzend. Aber mein Assistenz-Hund hilft mir darüber hinweg. 🙂

    • KLARA Autor des Beitrags

      Hallo Gabi,

      Ja, das kenn ich leider nur zu gut. Ich rede zwar recht offen darüber, aber dennoch möchte ich es nicht jedem auf die Nase binden.
      lg. Klara

  • Betty

    Liebe Klara,
    super schön geschrieben. Vielen Dank. Wir sind gerade dabei einen Flyer zu erstellen, weil es gefühlt immer schlimmer wird. Letzte Woche hat sich ein Mann Kathis Weg versperrt um den Buddy anzugrapschen und wie sie ihn gebeten hat das sein zu lassen, meinte er das sie das nicht zu entscheiden hätte. Gott sei Dank konnte sie sich „wehren“. Sehr gern würden wir Deine Worte als Inspiration verwenden :-D. Ganz liebe Grüße Betty

    • KLARA Autor des Beitrags

      Hallo Betty.
      Oh man, das ist ja mega ungut! Gerne darfst du die Sachen von meiner Homepage für die Flyer verwenden. Bitte lass mir dann auch einen zukommen.
      Ganz liebe Grüße,
      Klara