Tag 2 in Bad Honnef


Heute stand eine emotionale Achterbahnfahrt am Programm.

Morgens war ich früh wach, blieb aber noch liegen, da ich dachte ich hätte erst um 14 Uhr ein Gespräch. Tja, als ich aufgestand war sah ich eine Notiz auf meinem Schreibtisch auf der stand, dass ich um 7:30 uhr nüchtern zur Blutabnahme im Labor sein soll. Es war schon 8 Uhr – MIST!!! Ich wollte ja nicht den Eindruck erwecken dass ich unzuverlässig sei oder mich nicht an Vereinbarungen halten könne.

Also schnell rübers ins Haupthaus und das Labor suchen. Dort waren sie zum Glück recht entspannt und es war ok dass ich später gekommen war. Also wieder zurück und erst mal Joghurt essen.

Dann schnappe ich mir Ylvi und ging eine Runde spazieren. So weit war der Tag noch ok. Zurück im Zimmer fing ich an zu krampfen, also Duftöl raus, Ylvi zu mir legen und mich ansabbern lassen. Half alles nichts. Nach einiger Überwindung rief ich doch bei der Pflege an. „Dann müsse sie wohl kommen.“ war die Antwort. Man hörte richtig die Begeisterung. Blöd nur, dass sie dann nicht bei der Tür reingekommen sind, da ich ja nicht aufstehen konnte und sie wohl zuerst mal keinen Schlüssel hatten. Nachdem die Hürde genommen war, bekam ich einen Coolbag und die Anweisung tief auszuatmen. Also hab ich den Coolbag geknetet, gekrampft und versucht tief auszuatem und zugleich mit den Zehen zu wackeln. Gar nicht so einfach. Fragt mich nicht wie lange es gedauert hat, aber irgendwann hörten die Krämpfe auf – zu dem Zeitpunkt konnte ich das „tief ausatmen“ und „Sie atmen zu viel ein“ schon nicht mehr hören. Zudem erklärte mir die Schwester dann noch, dass ich halt selbständiger sein müsse und sie (die Pflege) könne nicht jedesmal zu mir kommen wenn was sei. Gut, das hatte ich auch schon bemerkt und die Botschaft war angekommen.

Es blieb mir keine Zeit zum durchatmen denn schon ging es weiter mit meinem Termin bei der Therapeutin. Ein Lichtblick. Dachte ich wenigstens. Auch dort ging es sofort erst mal darum, dass ich möglichst zu den Einzelterminen ohne Ylvi kommen solle. Jetzt war ich angepisst und hab das auch gezeigt. Meinem konkreten nachfragen, warum ich denn jetzt plötzlich auf Ylvi verzichten solle, wo sie mir doch so viel hilft kam etwas, dass man da halt bei Dissoziationen immer schaue, dass die Patienten möglichst selbständig damit umgehen. Gut, danke aber auch!! Ich frage nach warum sie ein Problem mit Ylvi haben und warum ich überhaupt mit ihr hier sei wenn ich sie doch nicht mitbringen dürfe? Es kamen nur ausweichende Antworten. Wir hätten noch andere Dinge zu besprechen und können das ein anders mal weiterführen. Geschlagene 20 Minuten ging das hin und her. Und dann kam, dass wir hier noch ewig reden könne, aber es nichts bringen würde. Die verbale Ohrfeige hat gesessen. Also sagte ich ihr ganz klar, dass ich nicht denke, dass ich mit ihr als Therapeutin weiterkommen würde, da hätte ich mehr davon wenn ich zuhause die Therapie fortsetzen würde.

Wieder einmal war ich emotional am Ende – und da stand dann auch schon die Pflege vor der Tür um mich zum Gespräch abzuholen. Ich hatte also nicht mal die Zeit beim hinübergehen tief durchzuatmen und schon den nächsten an der Backe der Fragen stellte. Ob ich denn sauer sei. „Ja, das bin ich“.  Ob wir es später machen wollen. „Nein.“Na, das sei dann nicht so toll für sie (die Pflege). „Nö. Aber Pech gehabt.“

In dem Pflegegespräch konnte ich dann noch mal zur Sprache bringen, dass ich mich wundere was denn jetzt wegen Ylvi los sei und zwei Leute haben mir schon gesagt, dass ich sie plötzlich nicht mehr zu den Einzelterminen mitbringen dürfe. Und ja, auch wie beschissen ich das finde und was im Vorfeld abgesprochen worden war. Ich war so nett und hab auf meine RECHT verzichtet Ylvi IMMER bei mir zu haben und sie nicht mit in die Kantine zu nehmen, dafür dürfe ich sie bei Einzelterminen dabei haben. Hat mir vorher aber auch niemand gesagt, dass ich davon nur 2 für 20 Minuten habe!! Der Rest sind Gruppenstunden… Ich machte auch noch mal ganz klar, dass wir auch gerne alles neu diskutieren können, aber dann bestehe ich auf mein Recht sie überall dabei zu haben und würd sie auch bei den Gruppenstunden mitnehmen. Falls es dann Probleme gäbe können wir das auch unter dem Stichwort Diskriminierung vor Gericht klären. Ich habe keine Luste darauf, aber ich würde es tun.

Erstaunlicherweise stimmte mir wenigestens die von der Pflege zu, dass da einiges schief gelaufen sei. „Man werde mit mir in Kontakt bleiben und da habe es sicher ein Missverständnis gegeben.“

Damit war ich entlassen und konnte endlich aufs Zimmer. Heulend hab ich mit meinem Mann geskypet. Der war hinther so weit dass er in der Klinik angerufen hat und seinen Ärger und seine Sorgen um mich bei der diensthabenden Ärztin deponierte. „Man würde mit mir im Kontakt bleiben.“ Den Satz kann ich bald nicht mehr hören!

Wer Max kennt, der weiß, dass er sehr diplomatisch ist und sicher keiner, der mal auf den Tisch haut – geschweige denn wo anruft und sich beschwert. Danke, dass du das für mich gemacht hast. Ich liebe dich!!

Es muss was gewirkt haben, denn 30 Minuten später bekam ich einen Anruf von Dr Fellner, dass sie noch mal mit mir sprechen möchte.

Um es kruz zu machen: Es war wohl ein Missverständnis, sie habe es als paralleles arbeiten an meinen Ressourcen und Fähigkeiten gemeint und nur ein Gedanke war, ob es mal ohne Ylvi möglich wäre. Doch sie sei damit zu früh dran gewesen und hätte mich überfordert. Bei der Thera sei es wohl ähnlich gewesen. Das seh ich zwar nicht so, aber lass es mal so stehen. Ich soll es mit der Thera noch probieren, falls es nicht klappt könne ich den Therapeuten wechseln. (Na wenigstens etwas.)

Mit der Info ging es wieder auf die Station und zu den Schwestern endlich mal meinen Therapieplan für die nächste Woche holen. So ganz hab ich das aber noch nicht durchblickt mit welche Termine drauf stehen und welche man selber anhand von zwei oder mehr verschiedenen Zetteln nachtragen müsse.

Gerade eben hab ich gesehen, dass am Mittwoch was nicht passt, da sollte ich laut Plan zugleich in 3 Gruppen sein – das geht aber körperlich gar nicht. Muss ich wohl noch ansprechen.

Eigentlich möchte ich mich nur mal hinlegen und schlafen. Ein Bedarfsmedikament für das Gefühlschaos und die Übelkeit wär auch nicht schlecht. Doch dafür müsste ich wieder über die Straße – die Vorstellung geht grad gar nicht.

Bald ist es 21 Uhr, da muss ich noch mal rüber und mich bei dem Nachtdienst vorstellen. Ich hab Angst, denn es ist schon dunkel. Aber irgendwann muss ich es hinter mich bringen….

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