Oft hört man, dass ein Assistenzhund nur dann eine Kenndecke oder ein Halstuch trägt, wenn er arbeitet. Doch das ist nicht immer der Fall – und das hat gute Gründe. In diesem Text erkläre ich, warum manche Assistenzhunde auch in ihrer Freizeit gekennzeichnet sind.
Bei meiner ersten Assistenzhündin Ylvi habe ich es anfangs klassisch gehandhabt: Kenndecke oder Halstuch bedeutete „Arbeit“, ohne Kennzeichnung war „Freizeit“. So konnte ich die beiden Situationen gut trennen – auch für Ylvi war das klar verständlich.
Mit der Zeit merkte ich aber, dass diese strikte Trennung nicht immer praktikabel oder sinnvoll ist. Es gibt Situationen, in denen es wichtig – sogar notwendig – ist, dass ein Assistenzhund ständig als solcher erkennbar ist.
Sicherheit im Freilauf
Ein Beispiel: In Waldgebieten oder auf Wiesen sollte ein freilaufender Assistenzhund auch von weitem als solcher zu erkennen sein – etwa für Jäger oder Förster. Ohne Kennzeichnung besteht die reale Gefahr, dass der Hund für ein wildes Tier gehalten und erschossen wird.
Auch gegenüber der Polizei oder anderen Kontrollorganen ist es wichtig, dass sofort sichtbar ist: Dieser Hund hat eine Sonderberechtigung – etwa zum Freilauf trotz Leinenpflicht oder zur Mitnahme an Orte, an denen Hunde normalerweise nicht erlaubt sind.
Als mir das damals bewusst wurde, dachte ich: „Das ergibt absolut Sinn – aber wie bringe ich das Ylvi bei, ohne ihr mühsam etwas Neues anzutrainieren?“
Meine Lösung: Ich habe ihr Geschirr mit einem Klettpatch versehen, der das offizielle Assistenzhund-Logo trägt. So blieb ihre ursprüngliche Verknüpfung (Kenndecke = Arbeit) erhalten, und trotzdem war sie auch in der Freizeit gekennzeichnet.
Von Anfang an flexibel gelernt
Meine aktuelle Assistenzhündin Lilly wurde von Anfang an anders ausgebildet. Sie lernt nicht über das äußere Erscheinungsbild, wann sie arbeitet, sondern über die jeweilige Situation. Zum Beispiel: Wenn wir ein Geschäft betreten, ist sie automatisch im Dienst. Wenn ich dissoziiere – ein häufiges Symptom bei meiner Erkrankung – erkennt sie das ebenfalls und beginnt zu arbeiten.
Gerade bei Signalhunden (Österreich) macht dieses situative Arbeiten absolut Sinn, da die Anforderungen oft unvorhersehbar sind.Freizeit trotz Kennzeichnung?
Ja, auch Hunde, die dauerhaft gekennzeichnet sind, haben genug Freizeit!
Denn die Verantwortung liegt bei mir als Assistenznehmer: Ich muss für ausreichend arbeitsfreie Zeiten sorgen, in denen mein Hund entspannen und einfach nur Hund sein darf.
Kennzeichnung in Notfällen
Ein weiterer wichtiger Punkt: In einer Notfallsituation – etwa wenn ich bewusstlos bin oder nicht mehr bewegen kann – kann ich meinem Hund nicht mehr selbst die Kenndecke anlegen. Wenn er dann bereits gekennzeichnet ist, erkennt der Rettungsdienst sofort, dass es sich um einen Assistenzhund handelt – und wird ihn entsprechend behandeln oder mitnehmen.
Praktische Gründe
Auch praktische Überlegungen spielen eine Rolle: Manche Menschen – z. B. Rollstuhlfahrer*innen oder Personen mit motorischen Einschränkungen – können ihrem Hund nicht jedes Mal eigenständig die Kenndecke oder das Halstuch an- und ablegen. In solchen Fällen trägt der Hund die Kennzeichnung einfach den ganzen Tag über.
Fazit
Für Außenstehende ist es oft nicht erkennbar, ob ein Assistenzhund gerade arbeitet oder Freizeit hat – und das ist auch gar nicht nötig. Wichtig ist nur eines:
Wenn ein Hund als Assistenzhund gekennzeichnet ist, dann sollte man ihn nicht ansprechen, nicht streicheln und nicht ablenken. Egal ob er gerade im Dienst ist oder nicht – Respekt und Rücksichtnahme sind immer angebracht.
Hallo aus Hamburg, ich finde das gut, nur wo bekomme ich 2 Klettpatches für meine Assistenzhunde bitte? Liebe Grüße Conny mit Cherry und Chester
Liebe Conny.
Ich komme aus Österreich – wie im Impressum zu sehen ist.
In Deutschland ist es noch einmal etwas anderes (und komplizierter). Ihr bekommt ja nur diese Gummipatches wenn ihr die staatliche Assistenzhundeprüfung besteht. Zum aktuellen Stand (Juli 2025) gilt zwar bereits das Gesetz, aber es gibt derzeit keine anerkannten Trainer und zertifizierten Prüfstellen. Ergo ist es derzeit nicht möglich eine Prüfung abzulegen. So weit ich informiert bin gibt es von den Patches nur einen.
Allerdings bieten manche Geschäfte für Assistenzhundezubehör durchsichtige Taschen für eure Gummipatches an. Da kannst du schauen – sofern dein Hund bereits anerkannt ist – wie du diese Taschen am Halsband bzw am Geschirr befestigen kannst.